„Noch nie in meinem Leben haben mir so viele Erwachsene so lange zugehört und mich kein einziges Mal unterbrochen.“ (Aussage eines Jungen im Rahmen einer Familienberatung, aus: Offenes Beratungszentrum, Hamburg macht Schule, 4.92.)
Das Offene Beratungszentrum, eine Einrichtung der Universität Hamburg, Fakultät Erziehungswissenschaft, wurde vor über 20 Jahren von Professor Hans Josef Tymister gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen aufgebaut. Seit der Emeritierung von Prof. Tymister wird es von Uli Klages und Esther Zinnau weitergeführt. Im Rahmen einer Seminarveranstaltung werden pädagogische Beratungen mit Kindern und Jugendlichen oder Supervisionen mit Erwachsenen seminaröffentlich vor den Studierenden und Gasthörern durchgeführt.
„Erziehungsfragen und –probleme haben alle Erwachsenen, die mit Kindern und Jugendlichen leben. Wenn darüber im Beisein anderer Eltern, Lehrer usw. gesprochen wird, sehen die Gesprächsteilnehmer, dass sie nicht allein stehen, und mit der Hilfe anderer finden sich nicht selten bisher unbekannte Lösungen.“ (Tymister, H.J.: Pädagogische Beratung mit Kindern und Jugendlichen, Bergmann und Helbig, Hamburg 1996, S. 65)
Zuhörenden und zuschauenden Studierenden und Gasthörer*innen erleben im Offenen Beratungszentrum eine Theorie-Praxis-Begegnung: in einem Nachgespräch wird die zuvor erlebte Beratung methodisch ausgewertet und die ihr zugrunde liegenden theoretischen Annahmen erläutert.
Denn es „kommt im Vergleich zu anderen Professionen in der Erziehungswissenschaft ein >Lernen am Fall< derzeit noch viel zu kurz.“ (Combe, A.: Fallgeschichten in der universitären Lehrerbildung und die Rolle der Einbildungskraft, in: Hericks u.a., Bildungsgangdidaktik, Perspektiven für Fachunterricht und Lehrerbildung, Leske und Brudrich, Opladen 2001)